Bambus - wertvolles Baumaterial
Mit dem Einsatz von Bambus für das Tragwerk der Komposttoiletten hat die Caritas einen Schritt gesetzt, um bei der Wahl des Baumaterials ein Umdenken zu starten. Denn für klimaschonendes Bauen ist die Verwendung heimischer, nachwachsender Baumaterialien von großer Bedeutung.
Traditionell wurde Bambus in Äthiopien in der Vergangenheit meist nur als Flechtwerk für Bauwerke genutzt. Bambus galt als kurzlebig. In der Gesellschaft fehlt es ihm daher an Akzeptanz als Baumaterial, obwohl er dafür sehr geeignet ist.
Bambus ist in Äthiopien heimisch. Einige Bambussorten können bereits nach 3 Jahren geerntet und als Baumaterial verwendet werden. Bambus ist sehr widerstandsfähig und resistent gegen Schädlinge und benötigt somit weder Dünger noch Pestizide. Das großflächige Wurzelsystem, aus dem ständig neue Halme sprießen, festigt den Boden und wirkt der Erosion entgegen. Aufgrund seines schnellen Wachstums absorbiert Bambus in kurzer Zeit extrem viel Kohlendioxid, fünf Mal mehr als vergleichbare Pflanzen, und setzt dabei 35% mehr Sauerstoff frei als Bäume gleicher Größe. Bambus ist zudem ein exzellentes Baumaterial, er ist leicht und kann so viel Zug wie Stahl und so viel Druck wie Beton aufnehmen!
Beim Bau der Trockentoilettenanlage der Meki High-School wurde Bambus ganz bewusst für die Tragkonstruktion des Daches verwendet. Denn richtig verarbeitet stehen Bambuskonstruktionen viele Jahrzehnte.
“Mit diesem Projekt und dem Einsatz von Bambus für ein Tragwerk hat die Caritas einen Schritt gesetzt, um bei der Wahl des Baumaterials ein Umdenken zu starten. Für klimaschonendes Bauen ist die Verwendung heimischer, nachwachsender Baumaterialien von großer Bedeutung. In Äthiopien stellen Lehm und Bambus eine vielversprechende und kostengünstige Alternative zu teuren und aufwendig gewonnenen Baustoffen dar. Allerdings fehlt es noch an Bewusstsein und Know-how zur richtigen Anwendung. Die Jüngsten unserer Gesellschaft zu schulen, zum Beispiel in der Meki High-School, ist sicher der richtige Weg. Denn es ist höchste Zeit, auch bei Bauprojekten auf unsere Umwelt zu schauen und der Klimaerwärmung entgegenzuwirken.”
Miriam Prikryl, Architektin der Caritas Auslandshilfe Vorarlberg
Komposttoiletten Meki High School
Die Komposttoiletten der Meki High School und das Kompostzentrum sind zwei zusammen gehörende Teile eines Puzzles. Zur sicheren und hygienischen Zersetzung, Verwertung und Umwandlung der menschlichen Ausscheidung in kostbaren Kompost werden diese in einem ersten Schritt gesammelt und in einem zweiten Schritt im Kompostzentrum in kostbare Erde umgewandelt. Der so entstehende Kompost fördert eine Verbesserung der Bodengesundheit in der Landwirtschaft.
Vor allem in den ländlichen Regionen Äthiopiens haben viele Menschen keinen Zugang zu hygienisch vertretbaren Toiletten, wodurch sie einem erhöhte Gesundheitsrisiko ausgesetzt sind und das Grundwasser durch Fäkalbakterien verunreinigt wird. Um diesem Problem entgegenzuwirken und die Lebensumstände der Schüler*innen der Meki Highschool zu verbessern, wurden auf dem Gelände der Schule von der Caritas Meki in Zusammenarbeit mit der Caritas Vorarlberg 28 neue Komposttoiletten für rund 1000 Schüler*innen errichtet.
Im Zuge der Nutzung der Komposttoiletten werden menschliche Exkremente und Urin (getrennt voneinander) von Bakterien zu Komposterde und Dünger verarbeitet. Das Bedecken der Fäzes mit Streumaterial nach jedem Toilettengang fördert nicht nur die Kompostherstellung, sondern trägt auch zur Reduktion des Geruches bei – Komposttoiletten riechen folglich weniger als „normale“ Toiletten. Der so entstandene Kompost unterstützt die Bepflanzung des Schulhofes mit Bäumen und wird auch auf der St. Josephs Farm (einem weiteren Projekt der Caritas Vorarlberg in der Region) verwendet, wodurch die nachhaltige regionale Landwirtschaft gefördert wird.
Komposttoiletten haben noch einen weiteren Vorteil - sie funktionieren gänzlich ohne Wasser. Durch die Verwendung dieser Toiletten können, im Vergleich zu Spültoiletten, täglich 25.000 Liter Wasser gespart werden. Auch der Verunreinigung des Grundwassers wird entgegengewirkt und die Trinkwasserqualität bleibt dadurch erhalten. Bei Trockentoiletten wird im Gegensatz zu den uns bekannten Spültoiletten kein Wasser benötigt. Solche Toiletten sind eine hervorragende Alternative für Regionen mit Wasserknappheit. Ein weiterer Vorteil ist, dass man sich mit Trockentoiletten komplizierte Installationen von Wasser- und Abwasserrohren sowie Kläranlagen erspart. Die sind übrigens auch in Österreich in wenig besiedelten, ländlichen Regionen schwer finanzierbar.
Die Fäzes und der Urin werden bei den Trockentoiletten der Meki High-School getrennt in Behältern gesammelt. Die Fäzes werden mit Streumaterial, das nach jeder Verwendung zugegeben wird, trocken gehalten. Sobald der Behälter ausreichend gefüllt ist, wird das Material zur anliegenden Baumschule gebracht, wo es kompostiert wird. Der Urin fungiert als Dünger.
Um den Schüler*innen das Prinzip und die Funktionsweise der Komposttoiletten näher zu bringen, entwarfen die Jugendbotschafter*innen in Vorarlberg passendes Infomaterial, welches in Zusammenarbeit mit den Schüler*innen vor Ort erweitert wurde. Toiletten sind in Äthiopien bislang ein Tabuthema – durch das Projekt soll dieser Tabuisierung entgegengewirkt werden. Zudem sollen die Schüler und Schülerinnen über Hygiene und die Vorteile von Kompostierung aufgeklärt werden.
Kompostzentrum Meki
Das Kompostzentrum liegt nahe der Meki High School und ist das zweite, wichtige Puzzleteil. Der in den Toiletten entstandene Kompost wird hier in sogenannten Kompostmieten in kostbare Erde verwandelt. Diese dient anschließend zur Bepflanzung des Schulhofes mit Bäumen und wird auch auf der St. Josephs Farm in nachhaltiger regionaler Landwirtschaft verwendet.
Die menschlichen Ausscheidungen werden in Behältern gesammelt, vermischt mit zusätzlichem Kompostmaterial wie Sand und “schlechter” Erde. Sobald die Behälter voll sind, werden sie von einem kleinen Avant-Traktor abgeholt und zur Kompostanlage der St. Joseph Farm gebracht. Hier erfolgt die Kompostproduktion in einem kontrollierten Prozess. Ein Kompostwender vermischt und wendet den Kompost der Kompostmieten.
Der aus den Fäzes entstandene nährstoffreiche Kompost wird für die dringend benötigten Wiederaufforstungsprogramme verwendet. In Äthiopien hat der Waldbestand über das letzte Jahrhundert rapide abgenommen und ist mittlerweile unter 5% der Landesfläche geschrumpft. Büsche und Bäume werden für Brennholz und Futtermittel abgeholzt. Dies hat gravierende Auswirkungen auf den Grundwasserspiegel, Bodenerosion ist die Folge. CO2 kann im Boden nicht mehr ausreichend gespeichert werden. Durch den Einsatz von Kompost kann die Bodenqualität verbessert und Äthiopien wieder grüner gemacht werden!
Darüber hinaus betreibt das Team Bewusstseinsbildung für die Produktion und die richtige Verwendung des Komposts. Der produzierte Kompost wird für die Aufzucht von Pflanzen- und Baumsetzlingen und den Anbau von Obst verwendet. Ein Teil davon wird auch an Kleinbauern weitergegeben.