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Emils Kleine Sonne in Armenien – Ein Beispiel für die Verbindung von architektonischer und sozialer Nachhaltigkeit

Von seinem ökologischen Design bis hin zu seinem inklusiven Gemeinschaftsgedanken ist Emils Kleine Sonne - ein ebenerdiges, behindertengerechtes und energieautarkes Holzgebäude mit 1400m² Nutzfläche - ein beeindruckendes Beispiel für umweltbewusstes Design. Hinter allem stand die kraftvolle Vision – ein zuvor als Bauschutt-Deponie genutztes Grundstück in einen lebendigen, grünen Ort zu verwandeln. Das von Architekt Richard Nikolussi entworfene Tageszentrum Emils Kleine Sonne ist daher nicht nur ein Gebäude, es steht für die Rückgewinnung von Land und symbolisiert den Wiederaufbau und die Erneuerung.

Barrierefreies und inklusives Design

Das architektonische Design von Emils Kleine Sonne verbindet Funktionalität und Ästhetik, wobei besonderer Wert auf Barrierefreiheit und Förderung von Inklusion gelegt wird. Jeder Raum ist sorgfältig geplant, um den Bedürfnissen von Menschen mit Behinderungen gerecht zu werden und gleichzeitig eine angenehme, offene Atmosphäre zu schaffen.

Die Kombination aus Holz und Glas wirkt warm und freundlich. Die großzügige Raumaufteilung mit Therapieräumen, Werkstätten und Sanitäranlagen fördert ganz bewusst die Selbstständigkeit der Nutzer*innen. Büroflächen, eine voll ausgestattete Großküche und ein großer Speisesaal machen das Gebäude zu einem multifunktionalen Ort. Mehr als 200 Kinder und Jugendliche mit Behinderung erhalten hier therapeutische Hilfe und nehmen am sozialen und kulturellen Leben der Gemeinschaft teil.

Der Außenbereich mit Spielplatz und Wanderwegen ergänzt das Konzept, indem er Raum für Bewegung und soziale Interaktion schafft. Er ist bewusst offen angelegt, damit auch Anwohner*innen und Kinder der Nachbarschaft den Spielplatz und die Außenanlage nutzen. Dies trägt dazu bei, Barrieren zu überwinden und die Akzeptanz sowie das Verständnis der lokalen Gesellschaft für Menschen mit Beeinträchtigung zu fördern.

Ein grünes, energieautarkes Gebäude

Mit seinen fortschrittlichen grünen Technologien ist das Gebäude energieautark. Es produziert seinen eigenen Strom durch ein integriertes Photovoltaiksystem. Die Wärme wird mittels einer Geothermie-Wärmepumpe aus dem Grundwasser gewonnen. Dieser Ansatz zur Energieunabhängigkeit hat in Armenien große Aufmerksamkeit erregt. Das Zentrum ist vollständig vom Gasnetz getrennt und gilt als wegweisendes Beispiel für nachhaltige Baupraktiken in der Region. Tatsächlich war es das erste Gebäude in Gyumri, das Photovoltaikpanele nutzte, und es bleibt eines der wenigen energieeffizienten, netzunabhängigen Gebäude im Land. Im Jahr 2024 produzierte das Photovoltaiksystem 114.000 kW Strom.

Das behindertengerechte Gebäude wurde als Holz-Modulbau ausgeführt unter Verwendung von Baumaterial aus Vorarlberg. Für die Außenfassade wurde der für Armenien typische Tuffstein verwendet. Zudem verfügt das Gebäude über große Panoramafenster.

Holz ist in Armenien Mangelware und im Bauwesen fast unbekannt. Es musste daher bei den Baubehörden viel Überzeugungsarbeit geleistet werden, auch um über die vorteilhaften Eigenschaften von Holz als Erdbebenschutz aufzuklären. Die nachhaltigen Materialien und die großzügigen Fenster verleihen dem Gebäude nicht nur eine naturbezogene Ästhetik, sondern dienen auch als effektive Wärmeisolierung, die das Gebäude im Winter warm und im Sommer kühl hält.

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Green Aregak

Die nachhaltige Vision von Emils Kleine Sonne reicht weit über das Gebäude hinaus. Das neueste Projekt des Zentrums, Green Aregak, ist ein inklusives Ausbildungsprogramm, das Menschen mit Behinderung durch praktische Lernmöglichkeiten stärkt, Arbeitsplätze für junge Erwachsene mit Beeinträchtigung und deren Eltern schafft und daran arbeitet, die Stigmatisierung der Beschäftigungsfähigkeit von Menschen mit Behinderungen zu verändern.

Ein zentraler Bestandteil dieses ökologischen Landwirtschaftsprogramms ist das neu errichtete, passive Solargewächshaus, das eine zentrale Rolle bei der Nahrungsmittelproduktion für das Zentrum spielt. Das Gewächshaus wird über Solarpaneele beheizt und nutzt somit das sonnige Klima der Region. Denn trotz seiner Lage in der kühlen, hochgelegenen Shirak Region genießt Gyumri etwa 300 Sonnentage pro Jahr.

Zusätzlich zum Gewächshaus gibt es auf dem Campus des Zentrums barrierefreie Kräuter- und Gemüsebeete sowie zahlreiche Obstbäume. Der Garten ist jedoch mehr als nur ein Ort zur Nahrungsmittelproduktion; er zieht auch Vögel und andere Kleintiere an, die das Gebiet früher aufgrund der fehlenden Vegetation gemieden haben.

Kompostierung nach Lübke-Hildebrandt

Auf dem Gelände fallen sehr viele organische Abfälle in der Küche, im Gewächshaus oder beim Baumschnitt an. Eine Idee der ersten Stunde war es, den Bodenaufbau durch selbst hergestellten Kompost zu verbessern. Zudem gibt es auch im neuen Gewächshaus einen großen Bedarf an nährstoffreicher Erde. Da alles nach ökologischen Standards erfolgen und somit kein Kunstdünger verwendet werden soll, ist eigener Kompost eine hervorragende Möglichkeit, den Pflanzen die notwendigen Nährstoffe zur Verfügung zu stellen und den Bodenaufbau nachhaltig zu verbessern. Mit den vorhandenen Maschinen und Geräten konnte das Team bereits mehrere Kompost-Produktionsprozesse nach dem kontrolliert-aeroben Kompostierprozess nach Lübke-Hildebrandt umsetzen. Die langjährigen Erfahrungswerte dieser spezifischen Kompostproduktionsmethode in Äthiopien können nunmehr auch in Armenien effektiv genutzt werden. 

Mehr über Emils Kleine Sonne / Caritas Aregak Foundation erfahren:

https://caritasaregak.org/emili-aregak/

 

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