Die Gärten und unterirdischen Gewächshäuser von Guaranda
Unterirdische Gewächshäuser ermöglichen den Anbau von Gemüse, Heilpflanzen und Obstbäumen in Gebieten, in denen die klimatischen Bedingungen zuvor eigentlich nicht für die Produktion geeignet waren.
Begleitende Workshops zur Agrarökologie verbessern zudem die landwirtschaftlichen Praktiken, aber auch die Qualität und Quantität der Erzeugnisse. Überschüssiges Obst und Gemüse aus den eigenen Gärten wird auf einem sonntäglichen Markt verkauft und bessert das Familieneinkommen auf. Darüber hinaus finden Schulungen zum Thema Ernährungssicherheit statt, die die Autonomie und das Ernährungsniveau der Familien weiterhin stärken.
In den Gärten der begünstigten Familien des Projekts Plenitud de Vida de Guaranda, werden beispielsweise folgenden agrarökologischen Praktiken angewendet:
• Fruchtfolge, Zwischenfruchtanbau und Polykulturen
• Einsatz und Herstellung von organischen Düngemitteln (Biodünger, Kompost, Mist, Asche, Gesteinsmehl und natürliche Mineralien, Mulch, Laubstreu und Holzschnitzeln zur Vermehrung von Bodenorganismen. Sie regen den natürlichen Fruchtbarkeitszyklus des Bodens an und führen zu gesünderen Pflanzen, die weniger anfällig und weniger attraktiv für Schädlinge sind.
• Aufzucht von kleinen und großen Arten unter Bedingungen, die ihrem natürlichen Lebensraum nahekommen.
• Diversifizierung der Ernährung durch Selbstversorgung mit Lebensmitteln vom eigenen Garten auf der Grundlage der lokalen Agrobiodiversität.
• Aufwertung der traditionellen bäuerlichen Küche durch den Einsatz verschiedener Lebensmittelgruppen zur Schaffung einer ausgewogene Ernährung.
• Verbesserte Ernährung für Kinder und pflegebedürftige ältere Menschen.
• Hygienische Handhabung und sachgerechte Auswahl von Produkten für die Küche.
• Abfallvermeidung in der Küche.
Hintergrund:
Um die Ernährungsgewohnheiten der Menschen in Guaranda zu ermitteln und besser zu verstehen, wurde eine Befragung der Ernährungsgewohnheiten der am Projekt beteiligten Familien, durchgeführt. Dabei zeigt sich, dass zwar alle Lebensmittelgruppen verzehrt werden, dass dies aber nicht in einem ausgewogenen Verhältnis geschieht, um eine optimale Ernährung zu erreichen. Milchprodukte werden von 15 % der befragten Familien täglich und von 85 % sporadisch verzehrt, Proteine wie Fleisch, Eier und Meeresfrüchte ca. zweimal pro Woche. 80 % der 140 befragten Familien konsumieren täglich Fette. Trockene Körner verzehren die Familien nur in Form von Bohnen und Linsen und lassen andere Trockenprodukte, die Nährstoffe liefern könnten, völlig außen vor. Getreide und Getreideerzeugnisse (Reis, Weizen, Hafer, Mehl, Nudeln) werden von allen Familien hingegen täglich oder mindestens sechsmal pro Woche verzehrt. Gemüse wurde allerdings nur von 10 % der befragten Familien fünf Mal pro Woche konsumiert. 90 % der Familien gaben an Obst und Gemüse nur einmal pro Woche zu essen, was zu einem großen Mangel an Nährstoffen führt.
Um die Ernährungssicherheit der Familien mit gesunden und abwechslungsreichen Lebensmitteln zu verbessern setzte man auf die Einführung von Hausgärten (u.a. auch mit Kleintierhaltung) und eine agrarökologische Produktion, die den Einsatz von toxischen Produkten vermeidet und zur Pflege des Bodens beiträgt. Inzwischen gibt es in Guaranda bereits 89 Hausgärten, 13 Gewächshäuser: 8 Familiengärten, 3 Schulgärten und 2 Gemeinschaftsgärten. Zudem ist für die Familien die Bereitstellung von Saatgut, Setzlingen und Pflanzen zur Aussaat im Gewächshaus hilfreich, die an die Bedingungen in diesen Gewächshäusern speziell angepasst sind.
1.726 Teilnehmer (86% Frauen und 14% Männer), haben seit Beginn des Projekts alle agroökologischen Schulungen in landwirtschaftlicher Produktion besucht. Das resultierende positive Resultat ist, dass die teilnehmenden Familien inzwischen knapp 50 Prozent bei den Lebensmittelkosten einsparen können, da sie die Produkte aus ihrem eigenen Garten verwenden. Und das Beste: sie ernähren sich ausgewogener und gesunder!